Wenn Katzenwelpen zum ersten Mal ihre Augen öffnen und beginnen, ihre Umgebung zu erkunden, sind sie noch gegen die meisten Infektionen geschützt.
Mit der Muttermilch nehmen sie Antikörper auf, die sie bis in den
zweiten Lebensmonat gegen gefährliche Krankheitserreger schützen.
Doch sobald die Umstellung auf feste Nahrung beginnt, lässt der Schutz durch die Muttermilch nach und das Immunsystem der Kleinen ist auf sich selbst gestellt. Dann gilt es, Abwehrkräfte gegen Viren,
Bakterien, Pilze und Parasiten zu entwickeln. Viele der Erreger sind harmlos und selbst Katzenkinder werden spielend mit ihnen fertig. Einige Krankheiten jedoch, vor allem Virusinfektionen, können
ihnen gewaltig zusetzen und sogar tödlich enden. Deshalb sollte sich Ihr Tierarzt den Nachwuchs spätestens im Alter von zwei Monaten genau ansehen und — ganz wichtig — gegen die gängigsten
Krankheiten impfen. Dazu zählen Katzenseuche, Katzenschnupfen
und Leukose. Bei der Wiederholungsimpfung nach drei bis vier Wochen sollte auch gegen Tollwut geimpft werden. Danach sind die Jungen in der Regel immun, die Auffrischungsimpfung ist jeweils nach einem Jahr nötig.
Erst kurieren, dann impfen
Entscheidend ist, dass die Tiere zum Zeitpunkt der Impfung gesund sind. Wenn bereits eine laufende Nase und tränende Augen einen Katzenschnupfen
andeuten, muss die Impfung verschoben werden. Reinigen Sie Mund, Nase und Augen vorsichtig mit Kamillentee, sorgen Sie für ein ungestörtes, nicht zu kühles Plätzchen und trennen Sie den Patienten
unbedingt von anderen, gesunden Katzen. Bei eitrigem Sekret oder geschwollenen Augenlidern sollten Sie in jedem Fall einen Tierarzt zu Rate ziehen. Vorsicht ist auch geboten, wenn kranke Katzen
längere Zeit nichts fressen und trinken wollen. Dann müssen Flüssigkeit und Vitamine notfalls durch Spritzen zugeführt werden.
Viren als blinde Passagiere
Selbst wenn Ihre Katze nie ins Freie kommt, sollten Sie auf Impfungen nicht verzichten. Einige Erreger, darunter das Katzenseuche-Virus, sind außerordentlich stabil. Sie können daher auch über Gegenstände, Kleidung und Schuhe
sozusagen „huckepack“ in die Nähe Ihrer Katze gelangen. Ansteckung droht außerdem nicht nur von anderen Katzen, sondern auch vom Hund, da dieser von einem engen Verwandten des Katzenseuche-Virus
befallen wird. Wenn jüngere ungeimpfte Tiere an Katzenseuche erkranken, zeigen sie starken Durchfall, Erbrechen und hohes Fieber. Bringen Sie sie sofort zum Tierarzt, denn nur bei intensivster
Betreuung haben die Kleinen eine Chance zu überleben. Bei Tollwut und Pseudowut (Aujeszky) kommt jede Hilfe zu spät. Meistens wird die Erkrankung erst im Endstadium bemerkt, wenn bereits starkes
Speicheln und Lähmungen auftreten. Dann kann es im Fall der Tollwut auch für Menschen gefährlich werden. Allein schon deshalb sollten Sie Ihre Katze dagegen impfen
lassen. Obwohl in den letzten Jahren kaum Tollwutfälle in Deutschland auftraten, kann die Krankheit jederzeit durch Füchse oder Nagetiere wieder eingeschleppt werden. Während gegen die Tollwut ein
zuverlässiger Impfstoff vorliegt, kann gegen die Aujeszkysche Krankheit nur entsprechende Vorsicht bei der Fütterung helfen. Die Krankheit befällt hauptsächlich Schweine und Rinder, durch deren
Fleisch sich aber auch Katzen anstecken können. Daher sollten Sie Schweine- und Rindfleisch vor dem Verfüttern stets gut erhitzen, um die Erreger abzutöten. Für den Menschen ist die Pseudowut
ungefährlich.
Versteckte Infektionen
Wo viele Katzen auf engem Raum zusammenleben, können sich Infektionskrankheiten generell leichter ausbreiten. Wichtig ist dann, dass nicht noch andere
Einflüsse wie Stress oder falsche Ernährung hinzukommen. Die Katzen sollten in gut belüfteten und klimatisierten Räumen untergebracht sein und sich jederzeit zurückziehen können. Ein separater
Bereich für infizierte und kranke Katzen ist ebenfalls wichtig. Gerade bei der Leukose, die sich durch einen Bluttest nachweisen lässt, können Sie so die Ansteckung gesunder Katzen vermeiden.
Heimtückisch an der Leukose ist, dass oft Jahre vergehen, ohne dass die Katze Tumore, anschwellende Lymphknoten oder immer wiederkehrende Infektionen zeigt. Manche Katzen erkranken gar nicht, sondern geben nur das Virus weiter. Auch hier ist eine
frühzeitige Impfung in Verbindung mit einer Blutuntersuchung der sicherste Schutz.
Gegen das Feline Immunschwäche Virus (FIV) gibt es leider keine Impfung. In infizierten Katzen löst es früher oder später eine Immunschwäche aus, die dem AIDS beim Menschen ähnelt. Wenn ausgewachsene
Katzen häufig an Entzündungen von Augen, Mund und Rachen leiden, kann das auf eine FIV-Infektion hindeuten. Stellt der Tierarzt durch eine Blutuntersuchung FIV fest, ist das aber noch lange kein
Todesurteil. Bei gesunder Ernährung, guter Pflege und entsprechender Haltung können Ihrem Patienten noch einige gesunde Jahre bevorstehen. Immerhin stecken sich Katzen fast nur durch Bisse oder
Raufereien an, sodass eine gemeinsame Haltung von infizierten und gesunden Katzen durchaus möglich ist. Ins Freie sollten Sie Ihren Streuner dann aber nicht mehr lassen, denn bei Revierkämpfen könnte
er andere Katzen anstecken. Außerdem sind FIV-positive Katzen anfälliger für Stress und Infektionen, sodass ein behütetes Zuhause der beste Krankheitsschutz ist.
Eine FIP-Impfung bringt wenig
Besonders gefährlich ist auch die Feline Infektiöse Peritonitis, kurz FIP
. Ähnlich wie Leukose oder FIV führt das Virus erst nach einiger Zeit zu Krankheitsanzeichen. Anfangs fällt Ihnen an Ihrem Liebling vielleicht nur
Müdigkeit, Schwäche und Abmagerung auf, ohne dass überhaupt der Verdacht auf eine Erkrankung aufkommt. Die Katzen stecken in dieser Zeit jedoch andere Katzen an. Später können beinahe alle Organe in
Mitleidenschaft gezogen werden: Die Anzeichen reichen von einem angeschwollenen Bauch über Durchfall bis zu Lähmungen. Ohne Laboruntersuchungen ist es nicht möglich, die Krankheit zu diagnostizieren.
Es gibt bisher auch keine wirksame Behandlung. FIP endet fast immer tödlich. Vielfach wird eine Impfung gegen FIP angeboten, deren Wirksamkeit jedoch umstritten ist. Verschiedene neue Studien aus den
letzten Jahren konnten nach einer Impfung keinen deutlichen Schutz vor einer Infektion belegen. Besonders schlimm trifft die FIP-Diagnose Familien mit mehreren Katzen. Denn dann ist es sehr
wahrscheinlich, dass alle Tiere infiziert sind. In befallenen Katzenzuchten ist das frühe Entwöhnen von der Mutter die einzige Möglichkeit, FIP-freie Kätzchen großzuziehen. Bereits nach vier Wochen
sollten Sie die Jungen absetzen und getrennt von anderen Katzen mit der Hand aufziehen. Das mag sehr mühsam sein, bringt aber oft vielversprechende Ergebnisse. Viele Katzen verbringen von klein auf
viel Zeit im Freien und werden trotz intensiver Balgereien nie krank. Doch über die sprichwörtlichen sieben Leben verfügen nur die wenigsten. Mit regelmäßigen Impfungen und entsprechender Vorsorge
sichern Sie sich die besten Aussichten auf ein langes Glück mit Ihren Lieblingen.