Studien zeigen, dass bestimmte Impfungen Krebs verursachen können. Dennoch sollten Katzen unbedingt schutzgeimpft werden – die Gefahr durch Viruskrankheiten ist ungleich größer.
Ein Großteil der über sechs Millionen Katzen in Deutschland erhält
regelmäßig eine Impfspritze – mit gutem Grund: Durch Parvoviren, die Erreger der Katzenseuche, können vor allem junge Katzen stark erkranken und sogar sterben, wenn diese keinen wirksamen Impfschutz haben. Doch auch
Katzenschnupfen, Leukose und Tollwut bedrohen ungeimpfte Tiere. Dass viele dieser Erkrankungen seltener geworden sind, ist in erster Linie weit verbreiteten Impfungen zu
verdanken.
Doch der Schutz vor Infektionen hat seinen Preis, wie man inzwischen feststellen musste: Studien in den USA belegen einen Zusammenhang zwischen bestimmten Impfungen und dem Auftreten aggressiver
Tumoren an den typischen Injektionsstellen, also z.B. zwischen den Schulterblättern oder seitlich am Rumpf. Noch ist unklar, was genau der Auslöser ist, im Verdacht stehen Impfungen gegen Tollwut und
Leukose.
Impfsarkome sind genetisch
bedingt
VAFS (vaccine associated feline sarcomas), die bei Katzen vorkommenden Tumoren rund um die Injektionsstellen der Impfungen,
sind möglicherweise genetisch bedingt. Dr. Sagarika Kanjilal von der Universität in Minnesota, die seit 1998 Ursachen und Auftreten des Impfsarkoms untersucht, hat Veränderungen im Gen p53 bzw.
dessen Fehlen als verantwortlich für die Neigung zur Ausbildung dieser Tumoren gefunden. p53 spielt eine große Rolle beim Ausbalancieren des Zellwachstums und Zelltods und verhindert normalerweise
abnorme Mengen von Zellen im Körper. Das Fehlen oder die Mutation von p53 in den Tumorzellen könnte der Schlüssel für ihr Entstehen sein.
Die Wissenschaftlerin rät weiterhin allen Katzenbesitzern, ihre Tiere regelmäßig impfen zu lassen. Die beste Vorbeugung ist ein genaues Beobachten der Impfstelle. Wenn der Knoten rund um die
infizierte Injektionsstelle einen Monat nach der Impfung zu wachsen beginnt oder wenn er zwei Zentimeter oder größer ist, sollte der Besitzer den Tierarzt aufsuchen. In diesem Frühstadium kann der
Tumor erfolgreich komplett entfernt werden.
Die guten
Nachrichten
So weit die schlechten Nachrichten – nun zu den guten: Das tatsächliche Krebsrisiko ist sehr gering. Nur zwischen ein und zehn
Katzen je 10.000 Impfungen entwickeln daraufhin Krebs. Die Gefahr, sich mit dem Leukose-Virus zu infizieren, das immerhin rund ein Drittel aller Tumoren bei der Katze verursacht, ist für ungeimpfte
Freiläufer-Katzen wesentlich höher.
Es besteht also kein Grund, Katzen diese Impfungen vorzuenthalten, wenn sie einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Vielmehr sollte in jedem Einzelfall gemeinsam mit dem Haustierarzt überlegt
werden, welche Impfungen die Katze wirklich braucht und in welchen Abständen sie gegeben werden sollten. Das Risiko erhöht sich nämlich sowohl mit der Häufigkeit als auch mit der Gabe mehrerer
Impfstoffe gemeinsam in einer Mischspritze.
Nicht nur Kätzchen sollten geimpft
werden
Wie bei jeder anderen medizinischen Maßnahme hängt auch der nötige Impfschutz von dem jeweiligen Patienten ab: Handelt es sich
um eine reine Wohnungskatze, eine Ausstellungskatze, einen Freiläufer oder gar um einen Begleiter auf Auslandsreisen? Auch das Alter spielt eine Rolle: Kätzchen und ältere Katzen sind im Allgemeinen
stärker durch Viruskrankheiten gefährdet. In besonderen Lebenssituationen der Katze können zusätzliche Impfungen nötig werden, beispielsweise, wenn eine Unterbringung in der Tierpension ansteht.
Tierarzt und Katzenhalter sollten all diese Faktoren berücksichtigen, damit die Katze Impfungen, die sie braucht, auch erhält und gleichzeitig ein unnötiges Risiko vermieden wird. Dazu gehört auch,
dass Katzen, die nur alle drei Jahre geimpft werden, trotzdem einmal jährlich beim Tierarzt untersucht werden, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Schließlich wollen beide Seiten vor allem die
Gesundheit der Katze erhalten.
Rechtzeitig
operieren
Trotz sorgfältiger Risikoabwägung und Beschränkung auf die nötigen Impfungen kann es vorkommen, dass die eigene Katze von
einem Tumor an der Impfstelle betroffen ist. Dann sollte man rasch handeln. Da diese Tumoren sehr aggressiv sind, d.h. in die Tiefe wachsen und nach Operationen oft wiederkehren, ist die
Früherkennung entscheidend: Wer bei seiner Katze an der Impfstelle eine deutliche Schwellung bemerkt, die länger als drei Monate anhält, sollte auf jeden Fall beim Tierarzt eine Gewebeprobe entnehmen
lassen. Handelt es sich um einen bösartigen Tumor, sollte dieser einschließlich eines breiten Randes gesunden Gewebes herausoperiert werden, damit in die Tiefe wachsende Ausläufer mit entfernt
werden. Die zusätzliche Behandlung mit Chemotherapie und/oder Bestrahlung ist in Deutschland noch wenig verbreitet. Allerdings ist eine vierte Möglichkeit derzeit an der Medizinischen Tierklinik der
Universität München in Erprobung: der Einsatz gentechnisch veränderter Adenoviren, die nach der Operation injiziert werden. Dadurch sollen tumorbekämpfende Stoffe direkt an Ort und Stelle gebildet
werden – ohne Nebenwirkungen im Körper.
So reduzieren Sie die Gefahr